Wohl die Meisten wissen nicht, wo genau Ruanda liegt, doch gehört haben alle in irgend einer Weise schon einmal von diesem Kleinstaat im Herzen Afrikas. Ende des 19. Jahrhunderts war Ruanda eine deutsche Kolonie und später waren es die Belgier, welche dieses Land an der Hauptwasserscheide des Nils und des Kongo geprägt haben. Diese Einflüsse sind heute jedoch nur noch dem sensibel fokussierten Reisenden vorbehalten.
Auf einer Fläche von 26’000.00 km2 (~ die Hälfte der Schweiz) leben über 13 Millionen Menschen. So erstaunt es nicht, dass dieses Land an einer massiven Überbevölkerung leidet. Überall sind Menschen zu Fuss oder im dem Fahrrad, dem Haupttransportmittel des Volkes, unterwegs.
Allgemein gilt Ruanda als das sauberste Land Afrika’s und in der Tat, dies dürfte das Erste sein, was einem Besucher ins Auge sticht. Trotz grosser Armut sind die Menschen hier bemüht, dies unter Aufsicht des Staates, ihr kleines Land monatlich an einem Samstag ehrenamtlich und in einer gemeinsamen Aktion, zu säubern. Plastiksäcke sucht man vergebens und im Dorfladen wird einem der Einkauf sympathisch in selbst gefertigte Papiertüten gereicht.
Höhepunkt einer Reise im «Land der 1000 Hügel» ist sicherlich ein Besuch der habituierten Berggorillas im Nordwesten des Landes. Dieses Erbe ist der cholerischen Naturschützerin Diane Fossey zu verdanken, welche sich mit doch recht unkonventionellen Mittel gegen die Wilderer durchzusetzen versuchte. Als Beispiel seien abschreckende Methoden genannt, wie z.B. das Bestreichen der Genitalien von gefassten Wilderern mit brennenden Nesseln. Durchaus unkonventionell schien die Amerikanerin gewesen zu sein…
Der Film «Hotel Ruanda» hat den grauenvollen Genozid an ca. 900’000 Tutsis, welcher im Mai 1994 seinen traurigen Höhepunkt fand, wieder in unser Bewusstsein gerückt (dieser dramatische Völkermord dauerte gerade einmal 100 Tage). Noch heute sind die traumatisierenden Geschehnisse in vielen Gesichtern der Menschen erkennbar. Heute erinnern an diese furchtbaren Ereignisse nur noch die vielen Völkermordgedenkstätten. Erschütternd an diesem Drama ist u.a., dass die UN tatenlos zusahen, wie Menschen massenweise regelrecht abgeschlachtet wurden.
Der mutige und beherzte Hotelmanager Paul Rusesabagina hatte damals auf dem Gelände des «Hotel des Mille Collines» in Kigali über 1’200 Menschen das Leben retten können. Eine bedrückende Geschichte, welche sich ein Reisender im Vorfeld eines Besuches verinnerlichen sollte. Denn nur mit diesem Hintergrundwissen kann ein Tourist ansatzweise erahnen, was sich vor etwas mehr als 20 Jahren zugetragen hat und, er kann dann vielleicht dieses Land besser «lesen»…